Home

Themenspecial

Deutsche vs. US-amerikanische FinTechs: Haben deutsche Startups international eine Chance? 

Quelle: https://unsplash.com/de/fotos/amLfrL8LGls

FinTechs gelten als der Schrecken jeder Bank und zeigen sich durchaus erfolgreich. Der in Deutschland gegründete Dienst „Trade Republic“ fungiert nicht nur als Vollbank, sondern untersteht gleichzeitig der Beaufsichtigung durch die BaFin. 

Mit Robinhood kommt ein Startup aus den USA nun bedrohlich nah, der Dienst schloss in den letzten Monaten immer stärker auf. Aber wie sieht es umgekehrt aus? Haben die deutschen FinTechs eine Chance auf dem internationalen Markt und was muss dafür getan werden? 

Vom Startup zum Erfolgsunternehmen: Was FinTechs von PayPal lernen können

Als Confinity und X.com im Jahr 2000 zusammengelegt wurden, rechnete wohl niemand mit dem globalen Erfolg von PayPal. Heute ist klar, dass der international bekannteste Zahlungsdienstleister ein Vorbild für zahlreiche FinTechs ist. Viele Verdienste versuchten mit ähnlichen Konzepten aufzuschließen und PayPal Konkurrenz zu machen – mit geringem Erfolg. 

Was einst als die beliebteste Bezahlungsmethode bei Ebay begann, ist heute Pflicht für Dienstleister, Unterhaltung und Shops. Wenn ein deutsches Casino online mit PayPal bezahlt werden kann, steigt die Reputation automatisch. Ähnlich sieht es für Onlineshops aus, die den Zahlungsriesen im Angebot haben. Selbst in der Dienstleistungsbranche wird es mehr und mehr Usus, Aufträge per PP zu begleichen und nicht mehr als herkömmliche Überweisung. Aber was hat PayPal richtig gemacht, wovon andere FinTechs lernen können? 

●     Gezielte Problemlösung für Kunden 

●     Aufbau von Vertrauen durch Sicherheit

●     Hohe Benutzerfreundlichkeit für Einsteiger

●     Anpassungsfähigkeit für nationales und internationales Wachstum 

●     Globales Denken, um Marktchancen zu nutzen 

Aus Deutschland in die USA: Ist Wachstum für die FinTech-Branche möglich? 

Die Vereinigten Staaten sind nicht nur die größte Volkswirtschaft der Welt, sie sind auch ein angestrebtes Ziel zahlreicher FinTechs aus Deutschland. Das Handelsblatt berichtete von mehreren FinTech-Startups, die den Sprung über den großen Teich gewagt haben und dabei in typische Fallen tappten. Euphorie und Enthusiasmus sind zwar gute Begleiter, ebnen den Weg aber nicht automatisch. Werden die regulatorischen Herausforderungen und die Besonderheiten des amerikanischen Markts nicht ausreichend bedacht, steht es schlecht um das erwartete Wachstum.

Das in Deutschland erfolgreiche FinTech N26 trat den Weg in die USA an und scheiterte nach nur zwei Jahren. Eigenen Aussagen zufolge war der amerikanische Weg doch nicht so interessant wie gedacht, man wolle den Fokus wieder auf Europa legen. Tatsächlich scheinen die Hintergründe facettenreicher zu sein. So verließ ein Jahr nach Expansion zunächst der US-Chef das Unternehmen und im zweiten Jahr wurde klar, dass das Wachstum nicht funktioniert. Gerade einmal 500.000 Kunden waren gewonnen, der Rückzug schnell beschlossene Sache. 

Wie FinTechs aus Deutschland in den USA erfolgreich sein können  

Die Investition in Expansion kann der Grundstein für weltweiten Erfolg sein oder der Tiefschlag ohne Chance. Eines eint die meisten bekannten FinTechs Deutschlands – sie streben den amerikanischen Weg an. Der erste große Fehler ist der Gedanke an Harmonie und Idylle. Kein amerikanischer Bürger wartet auf „die Innovation aus Europa“, das Interesse muss zunächst geweckt werden. 

Generell sind US-Amerikaner als finanzaffine Menschen bekannt und geben Projekten eine Chance, wenn sie mögliche Erfolge sehen. Aus Sicht ambitionierter FinTechs gibt es mehrere Faktoren bei einer geplanten Expansion zu beachten: 

●     USA-Check: Das aus 50 Bundesstaaten bestehende Land ist deutlich komplexer reguliert als Deutschland. Was in New York gilt, muss in San Francisco nicht zutreffen und umgekehrt. Um das ganze Land zu erreichen, braucht es nicht nur Ausdauer und Geduld, sondern auch gute rechtliche Kenntnisse. 

●     Investitionsbereitschaft: Den amerikanischen Markt zu erobern kostet Geld. Anwälte müssen bezahlt werden, Provisionen stehen aus. 330 Millionen Einwohner (Tendenz steigend) zu erreichen ist ein komplexeres Unterfangen als in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu agieren. 

●     Networking: Schon vor dem Start braucht es „Dooropener“, die nur durch aktives Networking zu generieren sind. Es gehört zum Lifestyle der USA, sich bereits auf dem College zu vernetzen und viele etablierte Verbindungen jahrzehntelang zu nutzen. Wer hier einen Fuß in die Tür bekommt, hat beste Chancen auf Erfolg. 

●     Local-Teams vor Ort platzieren: Einmal im Quartal nach New York jetten und nach dem Rechten sehen? Das reicht nicht aus, um ernsthafte Chancen zu haben. Ein vor Ort Team, bestehend aus lokalen Mitarbeitern, ist für Erfolg ein Muss, aber auch keine Garantie (siehe N26). 

●     Zielgruppenanalyse: Ohne Marktanalyse gibt es für deutsche FinTechs in Amerika keine Chance. Der deutsche Unternehmer hat wenig bis keine Ahnung davon, wie der Bürger aus den USA wirklich tickt. Durch direkten Kontakt zu Einheimischen und Input zum amerikanischen Lifestyle schaffen FinTechs eine Basis, die zum Erfolg führen kann. 

Selbst das bestvorbereitete FinTech kann in den Vereinigten Staaten gnadenlos scheitern, weil hier die Uhren anders ticken. 

Warum erfolgreiche FinTechs nicht in die USA expandieren 

Für Trade Republic war schnell klar, dass der Fokus auf dem EU-Markt liegt. Expansionspläne in die USA? Liegen nicht vor, bislang ist es Bürgern der Vereinigten Staaten nicht möglich, ein Konto beim FinTech zu eröffnen. Es scheint mehr als fraglich, ob überhaupt eine Chance für die hierzulande erfolgreiche Trading-App bestünde, immerhin hat Robinhood in Amerika die Nase vorn. Das 2013 gegründete Startup bietet für den US-Markt jene Dienste an, die Trade Republic in Europa abdeckt. Ist der Markt bereits bedient, lohnen sich die Expansionskosten kaum. 

Tatsächlich gibt es für eine Entscheidung gegen den amerikanischen Markt viele gute Gründe. An erster Stelle dürften die regulatorischen Herausforderungen stehen. Wer glaubt, dass Deutschland komplex ist, hat das fragmentierte Finanzregulierungssystem der Amerikaner noch nicht kennengelernt. Allein die Abweichungen vom EU-Markt sind so herausfordernd, dass FinTechs daran scheitern können. 

Ein zweiter, wichtiger Punkt ist die starke Konkurrenz. Globale und lokale Akteure haben die Bereiche Kryptowährungen, Zahlungsverkehr, Investitionen und Banking bereits für sich erobert. Als neuer Marktteilnehmer steht das deutsche FinTech erfahrenen Firmen gegenüber, was Kosten in Sachen Kundengewinnung und Marketing erfordert. Da die Dienstleistungsdichte bereits hoch ist, gilt der Markt in vielen Nischen als übersättigt. Wer keine einzigartige Innovation erbringt, wird sich langfristig nicht durchsetzen können. 

Fazit: In den USA haben es deutsche FinTechs schwer 

Die Ambitionen sind da, bei den Chancen sieht es verhalten aus. In den USA zu arbeiten und dort erfolgreich zu sein, ist der Traum zahlreicher FinTech-Startups. Am Beispiel von PayPal ist erkennbar, dass globaler Erfolg durchaus möglich ist. Das kostet aber nicht nur Mut, sondern vor allem Zeit und Geld. Deutlich sinnvoller scheint es, zunächst den EU-Markt vollständig auszuschöpfen und hier Erfolge zu generieren.