Marktorientierte Bewertung von Kreditrisiken
Marktorientierte Bewertung von Kreditrisiken

Marktorientierte Bewertung von Kreditrisiken

Buch, Deutsch, 200 Seiten, WiKu-Verlag

Autor: Dr. Matthias Lerner

Erscheinungsdatum: 2007


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In den letzten Jahren führte eine Serie von negativen Entwicklungen innerhalb des deutschen Bankensystems dazu, dass die durch die Vergabe eines Kredits eingegangenen Risiken deutlich gestiegen sind. Die zunehmende Konkurrenz zwischen Banken und banknahen Finanzdienstleistern und ein verstärkter Wett­bewerb führten zusätzlich zu sinkenden Margen im Kreditbereich. Diese Entwicklungen sowie die für viele deutsche Banken hohe Bedeutung des klassischen Kreditgeschäfts verdeutlichen die Relevanz einer risiko­adjustierten und marktorientierten Bewertung von Krediten. Nur so kann die aktuell bei vielen Banken vorliegende Ertragsschwäche überwunden werden. Trotz mittlerweile etablierter Methoden zur Messung von Kreditrisiken, sowohl auf Einzel­engagement- als auch auf Portfolioebene, ist es verwunderlich, dass deutsche Banken bei der Bewertung von Krediten die damit verbundenen Risiken im internationalen Vergleich zu wenig berücksichtigen und im Vergleich zum Kapital­markt zu geringe Prämien fordern.
Die Dissertation "Marktorientierte Bewertung von Kreditrisiken" entwickelt einen Ansatz zur risiko­adjustierten und marktorientierten Bewertung von Krediten. Dabei wird neben einer kredit­spezifischen Prämie für erwartete Schäden (Ausfallprämie) eine Prämie für das Kredit­risiko (Risikoprämie) berücksichtigt. Die Ausfallprämie ermittelt sich auf Basis bankinterner Schätzungen für die Ausfallwahrscheinlichkeit des Kreditnehmers und die Verlust­quote bei Ausfall des Kredits. Dabei folgt diese Arbeit einem Point-in-Time Ansatz, d.h., dass das aktuelle ökonomische Umfeld bei der Prognose der Kreditrisiko­determinanten mit in Betracht gezogen wird. Die Risikoprämie wird aus Opportunitäts­überlegungen heraus vom Anleihen­markt übertragen. Dabei wird unterstellt, dass Kredit­risiken intern von Banken und extern von Kapitalmarkt­teilnehmern gleich bewertet werden. Damit eine Risikoprämie vom Anleihen- auf den Kreditmarkt übertragen werden kann, muss diese zunächst aus den am Anleihenmarkt beobachtbaren Credit Spreads extrahiert werden. Die Dekomposition von Credit Spreads in eine Ausfall-, Steuer-, Risiko- und Rest­prämie erfolgt ebenfalls zeitabhängig. Ein weiteres Ziel ist, einen Beitrag zur Lösung des in den letzten Jahren diskutierten "Credit Spread Puzzles" zu liefern. Dabei wird untersucht, welchen Einfluss eine zeitabhängige Modellierung der Ausfall­wahrscheinlich­keit und der Verlust­quote bei Ausfall auf die Dekomposition der im Anleihen­markt beobachtbaren Credit Spreads hat. Bisherige Studien legten bei der Dekomposition der Credit Spreads meist zeitunabhängige Ansätze zugrunde. Im Mittelpunkt des Interesses steht in dieser Arbeit, inwieweit unter Berücksichtigung zeit­abhängiger Kreditrisiko­determinanten die Schwankung von Credit Spreads im Zeitablauf erklärt werden kann und welchen Einfluss dies auf eine verbleibende vorläufige Rest- bzw. Risikoprämie hat.

Die zentralen Ergebnisse können wie folgt zusammengefasst werden: Auf Basis theoretischer Überlegungen wird aufgezeigt, dass eine Risiko­prämie für einjährige Restlaufzeiten aufgrund der verfolgten zeitabhängigen Ansätze zur Modellierung der Determinanten des Kreditrisikos im Wesentlichen lediglich durch idiosynkratische Risiken begründet werden kann. Systematische Risiken, die in anderen Arbeiten häufig als Hauptgrund für eine Risikoprämie aufgeführt werden, werden bereits durch eine Ausfall­prämie berücksichtigt, da bei der Modellierung der Kreditrisikodeterminanten beobachtbare systematische Risiken durch periodenspezifische Risikofaktoren abgebildet werden. Lediglich die nicht beobachtbare Komponente des systematischen Risikos würde eine Risiko­prämie rechtfertigen. Diese kann jedoch zumindest für einjährige Restlaufzeiten vernachlässigt werden. Im Hinblick auf die Frage, welchen Einfluss eine zeitabhängige Modellierung der Determinanten des Kreditrisikos auf die Ausfall- bzw. vorläufige Restprämie hat, muss zwischen den Ratingklassen "Aaa" bis "A" und "Baa" bis "B" differenziert werden: Für die Ratingklassen "Aaa" bis "A" ist die Ausfall­prämie auch im Rahmen einer zeitab­hängigen Modellierung sehr gering. Sie erklärt weder die zeitliche Schwankung der Credit Spreads noch die Differenz zwischen den Credit Spreads verschiedener Rating­klassen. Für die Ratingklasse "Baa" ist die Ausfall­prämie deutlich höher und für die Rating­klassen "Ba" und "B" sogar Hauptbestandteil der Credit Spreads. Die Ausfall­prämie erklärt teilweise die zeitliche Schwankung der Credit Spreads. Jedoch verbleiben auch hier vorläufige Restprämien, die im Zeitablauf schwanken. Das bedeutet, dass auch in den Rating­klassen "Baa" bis "B" eine zeitabhängige Ausfall­prämie die Schwankung der Credit Spreads sowie die Differenz zwischen den Credit Spreads nicht vollständig erklären kann. Für die vorläufige Restprämie, d.h. die verbleibenden Credit Spreads nach Berücksichtigung steuerlicher Aspekte und erwarteter Schäden, kann aufgezeigt werden, dass diese zumindest für einjährige Restlaufzeiten größtenteils als Risiko­prämie interpretiert werden kann. Die alleinige Berücksichtigung einer Ausfallprämie ist somit für eine risikoadjustierte und marktorientierte Bewertung von Krediten nicht ausreichend.

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Dr. Matthias Lerner

DE, Regensburg

Risk Research Prof. Hamerle GmbH & Co. KG

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