Sollten Frauen jenseits der Menopause Mutter werden können?
Sollten Frauen jenseits der Menopause Mutter werden können?

Sollten Frauen jenseits der Menopause Mutter werden können?

Eine rechtspolitische Analyse

Beitrag, Deutsch, 4 Seiten, Thieme Verlagsgruppe

Erscheinungsdatum: 2008

Quelle: Die Hebamme

Seitenangabe: 150-153


Aufrufe gesamt: 197, letzte 30 Tage: 1

Kontakt

Verlag

Thieme Verlagsgruppe

Preis: kostenlos

Bezugsquelle:

Wenn Seniorinnen Mütter werden

Das Phänomen Omamma
FZMedNews

Mutterglück im Rentenalter: Spätestens seit dem letzten November hat dieses Thema auch die Bundesrepublik Deutschland erreicht. In einer Aschaffenburger Klinik wurde damals eine 64-jährige Frau per Kaiserschnitt von einem gesunden Mädchen entbunden.

Diese Geburt gilt als die erste hierzulande, bei der die "junge Mutter" das sechste Lebensjahrzehnt bereits überschritten hatte – und markierte somit einen Meilenstein der modernen Reproduktionsmedizin. Um so dringender sei es nun geboten, rechtliche Regelungen rund um die späten Schwangerschaften zu finden, mahnt die Bremerhavener Rechtsanwältin Dr. Susanne Benöhr-Laqueur in der Fachzeitschrift "Die Hebamme" (Hippokrates Verlag, Stuttgart. 2008). Im Mittelpunkt der rechtlichen Überlegungen müsse dabei das Wohl der Kinder stehen.

"Im Falle einer Kindesgeburt jenseits des 60sten Lebensjahres muss für den Fall von Krankheit, Tod oder Demenz der Eltern Vorsorge getroffen werden", sagt Benöhr-Laqueur. Aus rechtlicher Sicht sei es unerlässlich, Betreuungspersonen, Vormünder oder Pfleger zu benennen. Diese Vorsorgemaßnahmen sind derzeit noch freiwilliger Natur, sollten nach Ansicht der Bremerhavener Juristin aber zur Pflicht werden. Auch könne erwogen werden, eine verpflichtende Beistandschaft des Jugendamtes einzuführen. Wie Benöhr-Laqueur betont, geht es nicht darum, den spätberufenen Eltern von vorneherein die elterliche Sorge streitig zu machen oder ihnen die Fähigkeit zur Erziehung abzusprechen. Vielmehr sollten Hilfestellungen gegeben oder zumindest angeboten werden.

In der Regel dürfen die späten Kinder als absolute Wunschkinder gelten und werden voraussichtlich eher zu sehr behütet als vernachlässigt. Dass die "Omamma"-Konstellation dennoch als äußerst problematisch zu betrachten ist, verdeutlicht Benöhr-Laqueur an zwei Beispielen aus Spanien und Italien:
• Im Jahr 2006 brachte eine Spanierin im Alter von 66 Jahren Zwillinge zur Welt. Kurz darauf erkrankte die Frau an Krebs und ist mittlerweile nicht mehr in der Lage, die Kinder zu versorgen. Im Falle ihres Todes sollen ihr Neffe oder der Patenonkel die Erziehung der Kinder übernehmen.
• Im italienischen Fall liegt die Geburt des Kindes bereits 15 Jahre zurück, und die mittlerweile 77 Jahre alte Mutter erfreut sich noch immer guter Gesundheit. "In Interviews zeigt sich jedoch ein außerordentlich bedenkliches psychologisches Familienbild", berichtet Benöhr-Laqueur. Zum einen werde der Junge wegen seiner Berühmtheit von anderen Kindern gemieden; zum anderen entspreche er offensichtlich nicht ganz den mütterlichen Erwartungen: Noch immer vergöttert die Mutter den verunglückten älteren Sohn Riccardo, als dessen "Ersatz" der kleine Riccardo gezeugt wurde, und an den er offenbar nicht heranreichen kann.

In Deutschland ist die Eizellenspende, ohne die eine Schwangerschaft nach der Menopause nicht mehr herbeigeführt werden kann, verboten. Das Embryonenschutzgesetz, in dem dies festgeschrieben ist, kann jedoch durch den Fruchtbarkeitstourismus ins Ausland leicht umgangen werden. Auch das Aschaffenburger Baby wurde nicht in Deutschland, sondern in Spanien gezeugt. Angesichts dessen fordern manche Experten, auch das deutsche Embryonenschutzgesetz zu liberalisieren. Benöhr-Laqueur weist jedoch darauf hin, dass eine Zulassung der Eizellenspende nicht automatisch einen Wegfall von Altersbeschränkungen bedeutet: Auch in Staaten mit liberaler Gesetzgebung, wie etwa Großbritannien und Belgien, werden Eizellenspenden an Frauen jenseits des 60sten Lebensjahres sanktioniert.

Einen ausführlichen Artikel zum Thema finden Sie hier:
S. Benöhr-Laqueur: Sollten Frauen jenseits der Menopause Mutter werden können? – Eine rechtspolitische Analyse.
Die Hebamme 2008; 21 (3): S. 150-152

Was halten Sie von künstlicher Befruchtung nach der Menopause bzw. von extrem später Mutterschaft? Wenn man alten Menschen quasi untersagt, wegen möglicher Krankheiten und Tod Kinder zu bekommen, welche Konsequenz hätte das für junge Mütter, die krank sind und eine relativ kurze Lebenserwartung haben? Außerdem gibt es ja auch noch die Väter, die nicht zwingend so alt sind wie die Mütter.

Kein Autor eingetragen