Viel Qualität, wenig Service
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Viel Qualität, wenig Service

Deutsche Arbeitsphilosophie

Fallstudie, Deutsch, 10 Seiten, brand eins Redaktions GmbH & Co. KG

Erscheinungsdatum: 2008


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Der deutsche Arbeitnehmer denkt und handelt sehr strukturiert. Dadurch produziert der fünffache Exportweltmeister Qualität „made in Germany“, deutsche Werarbeit. An weichen Faktoren jedoch muss er noch arbeiten, um weiterhin erfolgreich zu sein.

Rund um den Globus symbolisieren Autos, „made in Germany“, den Erfolg der deutschen Industrie. Auch dieses Jahr ist die Bundesrepublik wieder Weltmeister im Exportieren – noch vor China oder den USA - zum fünften Mal in Folge. Das liegt an der exzellenten Qualität der deutschen Produkte. Aber auch an weichen Faktoren, Tugenden wie Fleiß zum Beispiel.

Deutsche Produkte „made in Germany“ sind weltweit gefragt. Das liege unter anderem an einer besonderen deutschen Arbeitsphilosophie, meint Peter Guggemos, Professor für Arbeitsmarktpolitik an der Universität Augsburg: die Deutschen arbeiten ordentlich, strukturiert, diszipliniert. Das spiegele sich in der Qualität der Produkte wieder: „Made in Germany steht dabei für eine technische Überlegenheit, auf die die Deutschen sehr stark setzen. Hinzu kommt die Vorstellung des deutsche Arbeitsethos, was auch damit zu tun hat, dass erst die Arbeit kommen soll – und dann das Vergnügen.“

Das die Deutschen effizient arbeiten, dass erlebt auch Peter Boegler immer wieder. Der Betriebswirt kann die Praxis deutscher und ausländischer Unternehmer vergleichen. Seit Jahrzehnten arbeitet er im In- und Ausland. „Bei uns steht im Hintergrund der Spaß. Ich habe ne Vorgabe im Projekt, dann will ich möglichst schnell und möglichst effektiv, möglichst pünktlich zu 100 Prozent das erfüllen. Also: sehr ergebnisorientiert, effektiv orientiert – Hauptsache, das Projekt läuft“, sagt Boegler.

Zum ergebnisorientierten, vorausschauenden Arbeiten kommt hinzu, dass die Deutschen gerne tüfteln – immer auf der Suche nach neuen Patentlösungen. Im Erfinden ist Deutschland Europameister. Auch das kennt Betriebswirt Bögler. Er berät mittelständische deutsche Unternehmen, die bereits mehrere Erfindun-gen marktfähig gemacht haben. „Aufgrund der Innovationen werden die Dinge einfach probiert, müsst doch irgendwie gehen, lass mich mal machen“, sagt der Betriebswirt, „das wird dann auf einer Messe verkauft und: man kann mit einer guten Qualität, die gleich bleibend ist, rechnen.“

Und die Qualität der deutschen Arbeit, der deutschen Produkte, liegt insbesondere im Spezialisieren, hebt das Institut für Deutsche Wirtschaft in Köln hervor. Während im Vergleich die Industrie in den USA auf Massenware setzt, produzie-ren die Deutschen maßgeschneiderte Lösungen, extrem hochwertige Maschinen.


Doch trotz dieser Erfolge auf dem Weltmarkt, dem Tüftlergeist und dem Speziali-sieren: In der deutschen Arbeitswelt läuft nicht alles rund. Es fehlt an weichen Faktoren, einer stärkeren sozialen Bindung an den Kunden, sagt Arbeitsmarkt-Experte Guggemos: „Wir haben hier eine Veränderung, weg von der reinen Pro-duktion von Gütern, hin zur Dienstleistungsqualität, wo der Dienstleister auch selber eine positive Austrahlung braucht. Und die kann nur dann zustande be-kommen, wenn er bereit ist, Freude in seine Arbeit zu integrieren, Impulse aufzu-nehmen und sich auch mal mental von seiner Arbeit verabschieden können.“

Eine Neuausrichtung der deutschen Arbeitsmentalität, mehr Service – auch Freude bei der Arbeit. Das könnte Deutschland gut gebrauchen. Die Konkurrenz schläft nicht, denn im neuen Jahr, schätzen die Experten, wird China den bishe-rigen Exportweltmeister Deutschland überholen.

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