Wussow-Informationen zum Versicherungs- und Haftpflichtrecht Nr. 9/03 (Bsp. eines Briefes)

Ich hatte mich in WI 2003, Seite 99, anläßlich einer Entscheidung des OLG Jena (VersR 2002, 1019) mit der Frage beschäftigt, ob der Leistungsausschluß für krankhafte Störungen infolge psychischer Reaktionen gemäß § 2 IV AUB 88/94 auch für den Fall eingreift, daß durch unfallbedingten Schreck Streßhormone ausgeschüttet werden, die einen Blutdruckanstieg auslösen, der dann einen Gesundheitsschaden herbeiführt.

Nach Ansicht des OLG Jena (VersR 2002, 1019) fallen auch die Folgen derartiger Schreckreaktionen unter den Ausschlußtatbestand, jedoch sei der Ausschluß der Deckung für (psychische) Gesundheitsschäden, mitverursacht durch (Streß-)Reaktionen, nach § 9 Abs. 2 Nr. 2 AGBG a. F. unwirksam, da der nach Ansicht des Senats den Versicherten unangemessen benachteilige. Solche Streßreaktionen seien normale körperliche Reaktionen, die unwillkürlich und automatisch abliefen und häufig in Zusammenhang mit einem Unfallgeschehen eintreten.

Der Versicherungsschutz aus einer Unfallversicherung entfiele daher regelmäßig, wenn derartige psychische Reaktionen zur Leistungsfreiheit führten. Dadurch werde der Vertragszweck einer Unfallversicherung gefährdet, der darin liegt, die Folgen eines von außen kommenden Ereignisses auszugleichen, die von einer besonderen Veranlagung des Versicherten unabhängig sind und dem normalen, gesunden Versicherten in gleicher Weise zustoßen können wie dem kranken, empfindsam.