Beitrag, Deutsch, ALBECO
Welche Chancen haben Manager sich aus dieser Falle, die im mittleren und gehobenen Management durchaus zu massiven Karriereeinbrüchen führen kann, zu befreien?
Der Begriff Alexithymie wurde 1972 von Peter Sifneos erstmals beschrieben. Die Psychrebel definiert
dieses Phänomen als: “... Unvermögen, Gefühle hinreichend wahrzunehmen, zu beschreiben und von
körperlichen Folgen einer Belastungssituation zu unterscheiden...“
In den letzten Jahren meiner Tätigkeit als Business – Coach zeigte sich bei einigen meiner Klienten
das Phänomen : Die Entwicklung alexithymischer Züge. Dieses Verhalten und die zugrundeliegende
Denkstruktur ist gekennzeichnet durch nahezu absolut kalkulierendes, kühles Verhalten und einen
daraus resultierenden schleichenden Verlust sozialer Kompetenzen und emphatischer Fähigkeiten, also
einem Ungleichgewicht zwischen kühlem Intellekt und emotionaler Intelligenz.
Was ist emotionale Intelligenz?
Solovey ( 1997) definiert emotionale Intelligenz wie folgt:“ ... beinhaltet die Fähigkeit Emotionen
korrekt wahrzunehmen, zu bewerten und auszudrücken, die Fähigkeit Zugang zu seinen eigenen
Gefühlen zu haben bzw. diese zu entwickeln um gedankliche Prozesse zu erleichtern; die Fähigkeit
Emotionen zu regulieren um emotionales und intellektuelles Wachsen zu unterstützen.“
Goleman ( 1997 )geht bei seiner Beschreibung noch weiter, er sieht in der emotionales Intelligenz eine
Metafähigkeit, von der es abhängt, wie gut man seine sonstigen Fähigkeiten - auch den kognitiven
Verstand – einsetzten kann. Des weiteren unterscheidet Goleman drei charakteristische Stile des
Umgangs mit den eigenen Emotionen.
Der Weg aus der Falle:
Ein Praxisbeispiel – Klaus B. ( Name geändert): Klaus B. bat mich um ein langfristig angelegtes
Coaching, um wieder motivierter in seinem Tagesgeschäft agieren zu können. Schon im Erstgespräch
fiel die hohe, logisch ausgelegte Ausdrucksweise und der rationale Aufbau seiner
Argumentationsketten auf. Darauf angesprochen kam er ins Grübeln und im weiteren Verlauf stellte
sich heraus, dass er wohl aufgrund seines hohen Erfolgsquotienten verlernt hatte seine emotionalen
und sozialen Kompetenzen zu nutzen. Es kam der Verdacht auf alexithymische Züge auf.
Zur genauem Klärung des Sachverhaltes wurde das Untersuchungsverfahren TAS 26 , Toronter -
Alexithymie - Skala – 26, der allgemein in der Psychotherapie akzeptierte Standart zur Erfassung
des Alexithymie - Konstruktes, zur Hilfe genommen. In diesem Testverfahren werden die 5
Hauptkomponenten erfasst. Dies sind:
Auch war es für ihn wichtig seine Grenzen auszureizen, d.h. herauszufinden, wo die ideale Mischung
aus „altem“ und „neuem“ Verhalten lag. In der weiteren Begleitung wurde diese ideale Mischung fest
verankert. Nachdem die akute Situation innerhalb von 42 Meetings gemeistert war, machte er sich an
die höchstpersönliche Ursachenforschung, wie er in dieses Dilemma, was ihn seine Ehe und nicht nur
eine Hand voll Freunde gekostet hatte, geraten war. Es kristallisierte sich eine dreigeteilte
Begründung. Zum einem, die kindheitliche Prägung, als Zweites die (un-) bewusste Entscheidung
gegen Emotionen und als Dritter die hohen Erfolge die er aufgrund seines Verhaltens erzielt hatte.
In der Retrospektive sieht er sehr deutlich, dass er viele Entscheidungen nicht treffen hätte können,
wenn er seine sozialen Kompetenzen nicht „abgelegt“ hätte. Dennoch empfindet er den Preis dafür als
zu hoch.
Die Schlussfolgerung liegt nahe, dass diesem Phänomen präventiv begegnet werden kann /
sollte. Dies könnte u.a. durch eine gute Ausbildung und ein dauerhaftes Training der sogenannten
„soft – skills“ erreicht werden. Doch da es noch kein Schulfach „soziale Kompetenzen“ gibt, und sich
im deutschen Sprachraum wohl auch so schnell nicht etablieren wird, werden wir weiter darauf hoffen
müssen, dass wirklich kompetente Manager gute Freunde und gute Berater um sich haben.
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